Amstel Gold Race
Internet: Amstel Gold Race
Bewertung Strecke: *****
Organisation: *****
Distanzoptionen: 65, 100, 125, 150, 200 und 240 Kilometer
Höhenmeter: max. ca. 3500
Kondition: ****
Verpflegung: *****
Gefahren im Jahr: 2025
Gesamtnote: *****
Zeitpunkt: April
Die Holländer und ihr Fahrrad, das ist eine tolle Story und wenn du das Amstel-Gold-Race fährst, dann wird dir klar, was alles damit gemeint ist. Die Radwegeinfrastruktur ist durchweg gut ausgebaut und blaue Schilder, die anzeigen, dass du den Radweg nutzen musst, gibt es in Holland keine. Zumindest ich konnte sie nicht finden ;-). Der Frühjahrsklassiker spielt alles aus, was der Radsport zu bieten hat. Am Samstagmorgen gehen bereits 15.000 Teilnehmer auf die Strecke und erfreuen sich auf verschiedene Distanzen, die bis ca. 240 Kilometer Länge hinausgehen. Die Rennradfahrer sind teilweise so zahlreich unterwegs, dass der ein oder andere Radweg sie schlicht nicht mehr verarbeiten kann und es zu einem kurzzeitigen Stau kommt. Ordner sind überall bemüht, den Fluss aufrecht zu halten. Hupende oder bedrängende Autofahrer trotz tausender Radfahrer sind mir nirgendwo begegnet. Das Klima gegenüber von Radfahrern ist ein ganz anderes als wir das aus Deutschland gewohnt sind. Die Organisation war absolut auf höchstem Level unterwegs. Alle Schilder und Absperrungen waren gut sichtbar und fürsorgepflichtig angebracht. Ich denke, dass gefühlt 99 % der Teilnehmer auch Holländer waren, gefolgt von deutschen und belgischen Fahrern. Spaß hatten sie alle. Die Verpflegungsstationen waren alle sehr speziell und wurden von verschiedenen DJs so richtig angeheizt.
Ein Radsportfestival könnte der richtige Begriff sein, nicht wenige hatten noch die Luft, mitzusingen. Überhaupt gab das alles dem Fest eine ganz besondere Note. Kinder, die an steilen Anstiegen Fahrer abklatschten, Gruppen, die mit lautem Gesang auf sich aufmerksam machten oder vielleicht einfach jubelnde Zuschauer, die von der Lautstärke alles geben, damit du die bis zu 24 % Steigung schaffst. Hier genau lag etwas Gefahr in der Luft, da der ein oder andere Fahrer der Herausforderung nicht gewachsen war und schlagartig aus dem Sattel sprang. Die Reaktion darauf könnte sein, dass der ganze Koloss im schlimmsten Fall zum Erliegen gekommen wäre. Es ist mir selber nicht passiert. Konzentration ist dennoch gefragt und eine richtige Kraftaufteilung auch. Ruhe auf der Strecke wirst du nirgendwo finden, Holländer sind kommunikativ und nicht selten wirst du angesprochen und mit in Gruppen einbezogen. Ein breit angelegter Zielsprint leitet das Ende der Tour ein und zeigt dir an, dass der erste Frühjahrsklassiker ein Ende gefunden hat und die Finisher Medaille gleich um deinen Hals gelegt wird. Massen an Menschen schlagen sich auf eine große Wiese durch und besorgen sich das ein oder andere Amstel Bier. Rennräder aller Art, so weit das Auge reicht. Ein Bild, dass ich so vorher noch nie gesehen hatte. Ich würde das Amstel-Gold-Race als klassische RTF beschreiben, es gibt keine Zeitnahme und die gesamte Gestaltung ist darauf nicht ausgelegt. Die schnellen Fahrer können für sich natürlich etwas Zeit gutschreiben. Stürze oder andere Auffälligkeiten habe ich keine gesehen. Es war einfach ein grandioses Fest, dass dir noch Tage nach dem Ende im Kopf bleiben wird. Ähnlich wie beim Ötztaler Marathon musst du dich kostenfrei registrieren, bewerben und bekommst dann eine Zuteilung. Gruppenbewerbungen bekommen meistens eine vorrangige Zuteilung. Das Rennen ist überbucht und tausende Rennradfahrer können nicht berücksichtigt werden. Das ist schade, aber nachvollziehbar, damit die gesamte Strecke nicht völlig überladen wird und es zu unkontrollierten Unfällen kommt. Wie schon angedeutet, hier geht es mit bis zu 33 Anstiegen in Holland auf der Strecke so richtig zur Sache. Jeder Berg hat auch seine Daseinsberechtigung, ob Profi oder jedermann, es ist Kult hier zu fahren. Das Wetter ist wie bei allen Klassikern von Launen geprägt, die sich eigentlich nicht vorhersagen lassen. Leidensfähigkeit gehört einfach mit zur Faszination dazu. Jeder Radsportler sollte es erlebt und genossen haben. Radsport ist hier ein Fest und das Verkehrsmittel Fahrrad hat hier den Stellenwert erreicht, den wir in Deutschland unter heutigen Bedingungen über Jahre nicht erreichen werden.
Fazit: Du willst etwas Besonderes zum Start in die neue Saison ausprobieren. Dann bist du beim Amstel-Gold-Race genau richtig. Auf der Homepage, die es im Standard nur in holländischer Sprache gibt, musst du dich schon ein wenig durchstöbern, bist du die Registrierung durchgeführt hast. Wie beschrieben am besten als Team anmelden. Ob du eine Zuteilung bekommen hast, wird dir mitgeteilt. Am Renntag gibt es alles, was du brauchst, nur keine Ruhe und Übersicht. Alles wirkt ein wenig überlaufen. Das Amstel hat viel Facetten, die es gilt zu genießen. Die Anreise aus Deutschland geht schnell und die Organisation war perfekt. Ein Frühjahrsklassiker, der es wert ist, gefahren zu werden. Der Abstand zu den Profis ist nicht weit und kann am nächsten Tag ein rundes Radsportwochenende schließen lassen. Nur das Wetter sollte mitspielen, damit das Leiden nur am Berg und nicht durch Frost entsteht.
